Nach einer für die meisten Imker bisher enttäuschend verlaufenden Saison - die Honigernte war in vielen Fällen aufgrund des kalten Wetters im Frühjahr schlecht oder fiel gar ganz aus - nähern sich die Bienenvölker dem Ende des Bienenjahres. Mit der Sommersonnenwende endet in der Regel die stetige Aufwärtsentwicklung, die Königinnen reduzieren das Brutgeschäft, die Brutnester verkleinern sich und die Völker verlieren an Stärke. Wo eine Massentracht wie die Linde ein Überangebot an Nektar spendet, haben die Völker noch einmal in diesem Jahr Gelegenheit, die Honigräume zu füllen. Dieser Honig wird nach der Lindenblüte und sobald er reif ist, gegen Ende Juli/Anfang August geerntet. Unmittelbar danach beginnt die Spätsommerpflege der Völker, die den Grundstein für eine gute Überwitterung und erfolgreichen Start in das nächste Jahr legt. Die einzelnen Bestandteile der Pflege wurden von Dr. Pia Aumeier im Rahmen der Imkerschulung des KIV Steinfurt den interessierten Imkerinnen und Imkern demonstriert.
Sie umfasst drei Punkte: Eine konsequente Waben Erneuerung zur Förderung der Hygiene im Brutnest. Eine wirksame Varroa Behandlung und die Ergänzung der Futtervorräte.
Die Varroa Milbe vermehrt sich während der Brutperiode ab Januar in der Bienenbrut in den verdeckelten Zellen. Dabei kann sich die Zahl der Milben in einem Volk jeden Monat verdoppeln. Während der Aufwärtsentwicklung der Völker übersteigt die Zahl der Brutzellen jedoch die Zahl der Milben, so das die Masse der Brut nicht befallen wird und gesund schlüpft. Im Spätsommer ändert sich das: Einer schrumpfenden Zahl an Brutzellen steht eine immer rasanter wachsende Milbenpopulation gegenüber. Zum Schluss kann die Zahl der Milben die Zahl der Brutzellen übersteigen, es kommen keine unbelasteten Bienen mehr zum Schlupf und die Völker brechen im Herbst zusammen. Die kranken Bienen verlassen den Stock und der Imker findet nur noch leere Beuten mit einer Handvoll Bienen mitsamt der Königin vor. Während der Trachtzeit kann der Imker die Vermehrung der Milben durch die regelmäßige Entnahme der Drohnenbrut abbremsen, nach dem Einsatz anderer Mittel dürfen die Völker nicht mehr zur Honigproduktion eingesetzt werden, eventuell geernteter Honig ist nicht mehr verkehrsfähig. Deshalb darf frühestens nach der letzten Honigernte die Milbe massiv bekämpft werden. Die einzige Methode, die bei brütenden Völkern auch die Milben in der verdeckelten Brut abtötet, ist die Verdunstung von Ameisensäure (AS). Problematisch ist dabei aber der sehr schmale optimale Wirkungsgrad der AS: Ist die Dosis zu hoch, werden die Völker, insbesondere deren Brut geschädigt, ist sie zu niedrig, ist die Wirkung gering oder gar nicht gegeben. Die Imker und Bieneninstitute haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Methoden, Geräten und Anleitungen entwickelt, die diesem Dilemma gerecht werden soll. „Nach heutigen Wissensstand können nur noch Langzeitverdunster wie der Nasenheider Professionell oder der Liebig Verdunster empfohlen werden,“ erklärte Dr. Aumeier. „Mit ihnen lassen sich Bienenverträglichkeit und hohe Wirksamkeit am besten vereinbaren sowie die Varroa Bekämpfung mit dem geringsten Aufwand in die Spätsommerpflege integrieren.“ Als erste Maßnahme steht Ende Juli eine Kontrolle der Höhe der Varroa Population an. Dazu wird unter den ganz flächigen Gitterboden für drei Tage eine Schublade eingeschoben. Danach werden die natürlich gestorbenen und auf die Schublade abgefallenen Milben gezählt und durch drei geteilt. Z.B. dreißig Milben auf der Windel ergeben so einen täglichen Milbenfall von 10. Jede Milbe steht dabei für ca. 200 lebende Milben in dem Volk. Demnach wären annähernd 2000 Milben im Volk. Fallen am Tag mehr als 10 Milben, muss sofort behandelt werden.
Ist der Milbenfall unter 10, kann der Imker zuerst die einfache Altwaben Entfernung abwarten. Dazu wird nach der letzten Honigernte der Honigraum mit den unbebrüteten Waben ohne Absperrgitter wieder auf die zwei Bruträume gesetzt. Da das Brutnest, das sich bisher über beide Bruträume erstreckte, infolge der geringeren Tätigkeit der Königin schrumpft und sich unter dem Futterkranz in der zweiten Zarge konzentriert, wird die unterste Zarge bis ca. zur dritten Augustwoche weitgehend Brut frei. Sie kann nun komplett entnommen werden, der oberste Brutraum wird zum unteren, der Honigraum zum neuen oberen Brutraum. Danach wird ein Langzeit Verdunster, z.B. der Liebig Dispenser mit 100 ml AS befüllt und auf den oberen Brutraum gesetzt. Darüber kommt eine leere Zarge und der Deckel. Die Verdunstungsrate wird von vielen Faktoren beeinflusst, daher ist eine Kontrolle nötig. Sind die 100 ml innerhalb von drei Tagen verdunstet, kann von einer guten Wirkung ausgegangen werden, wenn nicht, wird der Liebig Dispenser umgehend erneut mit 100 ml AS befüllt und erneut behandelt. Unmittelbar nach der Behandlung erhalten die Völker in einer großen Portion das gesamte Winterfutter. Im Anschluss daran, ca. Mitte September erfolgt eine erneute Kontrolle des natürlichen Varroa Totenfall. Ist der tägliche Fall über 5 Milben wird eine weiter wirksame Behandlung mit einem Langzeit Verdunster durchgeführt.
Dr. Aumeier demonstriert den Einsatz des Liebig Verdunsters. Dieser wird nach dem Zusammenbau mittig auf dem Volk positioniert.
Eine weitere noch relativ neue Möglichkeit der Varroa Behandlung ohne AS ist die Teilung der Völker, dabei werden die einzelnen Volksteile jeweils bei Brutfreiheit mit Oxalsäure behandelt und später wieder vereinigt oder auch getrennt überwintert.
Nach der Demonstration der Sommerbehandlung der Wirtschaftsvölker kontrollierten die Teilnehmer die Anfang Mai erstellten Ableger. Dabei erläuterte Dr. Aumeier, das diesen bis zum Herbst Gelegenheit gegeben werden solle, zu zeigen welches Potential sie enthalten. Jetzt sei ein endgültiges Urteil über den Wert der neuen Königinnen noch nicht möglich. „Bei den Ablegern zeigt die Entwicklungskurve im Gegensatz zu den Wirtschaftsvölkern immer noch nach oben. Da sie bereits bei der Erstellung erstmalig gegen die Varroa Milbe behandelt wurden, ist in der Regel noch keine Behandlung nötig, die können jetzt unbeeinflusst zeigen, was in ihnen steckt“, erläuterte Dr. Aumeier. Wichtig ist es dabei jedoch, den Futtervorrat im Auge zu behalten. Sie benötigen für zwei Wochen einen Vorrat von mindestens einen kg. Da die Jung Völker noch nicht über große Wabenflächen verfügen, darf auch weiterhin bei Bedarf nur in kleinen Portionen gefüttert werden, sie würden sonst das Brutnest zur Lagerung des Futters einschränken. Am besten geschieht das mit Futterwaben, fehlen diese haben sich auch z.B. Tetrapaks für Milch bewährt, diese werden abgeschnitten und mit Futtersirup gefüllt in die Beute direkt neben den Bienensitz gestellt. Um ein Ertrinken zu verhindern wird in den Sirup eine Schwimmhilfe wie Korken, Stroh oder Holzstückchen gegeben. Außerdem werden weiterhin Mittelwände zum Ausbauen an das Brutnest gegeben. Sehr wichtig angesichts steigender Räuberei Gefahr im Spätsommer ist auch, die Fluglöcher z.B. mittels Schaumstoff Streifen so klein zu halten (Fingerbreite), das die Jungvölker Angriffe erfolgreich abwehren können.
Blick in einen Ableger
Eine gut mit Bienen besetzte Wabe eines Ablegers.
Die Teilnehmer begutachten eine Brutwabe.
Dann demonstrierte Frau Dr. Pia Aumeier das Vorgehen um jedes Jahr mindestens 50 % der Brutwaben zu erneuern. Voraussetzung dazu ist Ende Juli eine Kontrolle auf den aktuellen Varroa Befall eines Volkes. Dazu wird die Varroa Unterlage für drei Tage unter ddas Volk geschoben und dann der natürliche Totenfall ausgezählt. Fallen nicht mehr als 10 Milben pro Tag besteht für das Bienenvolk in den nächsten 4 Wochen keine Gefahr, liegt der Wert höher, muss umgehend behandelt werden. Nach der Honigernte wird der ausgeschleuderte Honigraum ohne Absperrgitter wieder aufgesetzt und bis Ende August gewartet. Wichtig: Beachten, ob genügend Futter im Volk ist !!!
Im August schränkt ein Bienenvolk das Brutgeschäft weiter ein und der untere Brutraum wird Brutfrei. Dann kann dieser komplett entnommen und eingeschmolzen werden. Danach erfolgt sofort die Varroa Behandlung und Auffütterung.
Dr. Pia Aumeier demonstriert die Entfernung der alten Waben.
Text: Hubert Reppenhorst