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Der dritte Teil des Kurs unter der Leitung von Dr. Pia Aumeier widmete sich ganz den Themen Schwarmverhinderung und Königinnen-und Völkervermehrung.

Zur Schwarmverhinderung ist es wichtig, die Schwarmstimmung im Volk zu erkennen bevor der Schwarm abgeht. Ein Volk schwärmt frühestens, wenn die erste der Königinnen Zellen, der Imker spricht von Weiselzellen oder Schwarmzellen, mit den neuen Königinnen nach acht Tagen verdeckelt ist. Deshalb muss der Imker während der Schwarm Saison spätestens alle sieben Tage die Völker auf Vorhandensein von Schwarmzellen überprüfen. Dr. Pia Aumeier führte dazu als einfachste und zeitsparende Methode die Kippkontrolle vor. Bei den Wirtschaftsvölkern, die jetzt auf zwei Bruträumen sitzen, wird der oberste Brutraum angekippt und die Unterseite der Rähmchen im oberen Brutraum auf Schwarmzellen kontrolliert. Anfänge von Schwarmzellen finden sich zur Zeit in allen Völkern, entscheidend ist jedoch, ob sie bereits „bestiftet“, also mit einem Ei oder einer Larve belegt sind, ansonsten spricht der Imker von „Spielnäpfchen“. Davon können Völker bis zu 100 Stück in der Woche errichten. Ihr Vorhandensein sagt noch nichts über die Schwarmstimmung im Volk aus. „ Die Bienen träumen noch und erfreuen sich am erschrockenen Blick des Imkers“ erläuterte Frau Aumeier. Findet der Imker bei der Kippkontrolle bestiftete Schwarmzellen, muss er alle Waben genauestens kontrollieren und jede Schwarmzelle entfernen. Wird auch nur eine übersehen, kommt es zum Schwarm. Wie Frau Aumeier demonstrierte, benötigt ein geübter Imker für die Kippkontrolle ca. 1 Minute und für die Kontrolle aller Waben im Brutraum ca 5 Minuten. Ihrer Erfahrung nach erkennt der Imker dabei nur bei 1 von 200 Kippkontrollen die Schwarmstimmung nicht. Unerfahrene Imker sollten zuerst üben, indem sie die Kippkontrolle anwenden und anschließend alle Waben noch einmal einzeln kontrollieren, um eventuelle Fehler zu erkennen. Auch kann zu Beginn die Kippkontrolle alle 4 Tage gemacht werden, die größeren Schwarmzellen lassen sich dann leichter erkennen.

Dr. Pia Aumeier demonstriert die Kipp Kontrolle

 

Weiselnäpfchen an der Unterseite der Waben der oberen Brutraumzarge

Bild: Thalmann

Man muss schon genau hinsehen um Stifte zu erkennen.

Bild: Thalmann

Ein ein oder zwei Tage altes Ei. Die Weiselzelle wurde mit dem Stockmeisel erweitert um den Inhalt besser kontrollieren zu können.

Die Teilnehmer haben Gelegenheit an 9 Völkern das Erkennen von Schwarmstimmung durch die Kipp Kontrolle zu üben.

Geduldig beantwortete Dr. Pia Aumeier alle Fragen.

Auch eine Taschenlampe kann hilfreich sein.

Dr. Pia Aumeier demonstrierte die Durchsicht eines Volkes in Schwarmstimmung. Alle Brutwaben müssen auf Weiselzellen kontrolliert und diese zerstört werden.

 

Neben der Schwarmkontrolle kann bei der Kippkontrolle auch noch der Zustand des Drohnenrahmen und der Gesamtzustand des Volkes kontrolliert werden. Der Drohnenrahmen ist nach jeweils ca. 14 Tagen verdeckelt und sollte dann zur natürlichen Reduktion der Varroa Milbe entnommen werden. Angst, das bei strikter Befolgung dann „Männermangel“ im Volk auftritt, entkräftigte Frau Aumeier: “Untersuchungen haben gezeigt, das in den Völker auch bei perfekter Drohnenbrut Entnahme 400-600 Drohnen vorhanden sind. Da eine Königin nur 15 bis 30 Drohnen zur Begattung benötigt, hat die Entnahme keinen Einfluss auf das Begattungsergebnis. Auch für den Wärmehaushalt im Volk sind Drohnen überflüssig.“ Die entnommene Drohnenbrut kann zur Wachsgewinnung eingeschmolzen werden. In Einzelfällen sind auch Vogelzüchter dankbare Abnehmer, das früher beliebte Anbieten der Waben an Meisen etc. sollte jedoch unbedingt unterlassen werden, es fördert die Räuberei und Verbreitung von Krankheiten.

Ein Erntereifer Drohnenrahmen.

Die Drohnenbrut wird zum späteren Einschmelzen gesammelt

Da der Imker die Vermehrung und Verjüngung der Völker und Königinnen durch Schwärmen verhindert, muss er diese selber vornehmen. Dies geschieht am einfachsten durch die Bildung von Ablegern. Dazu kann pro Volk ab Ende April/Anfang Mai jeweils eine verdeckelte Brutwabe, die aber auch einige Stifte enthalten muss, entnommen werden.Diese Entnahme wirkt gleichzeitig bei dem Muttervolk schwarmdämpfend und kann im Abstand von zwei bis drei Wochen bis Mitte Juni wiederholt werden. Die Brutwabe kommt mit einer Mittelwand und einer Futterwabe seitlich in eine leere Beute. Das Flugloch wird mit einem Schaumstoffstreifen auf die Breite einer Biene auf der Seite der Brutwabe verkleinert und der Ableger außerhalb des Flugkreis des Muttervolk in ca. 2 km Entfernung aufgestellt. Das Völkchen wird dann selber eine Königin nachziehen. Möchte der Imker lieber das Erbgut eines anderen Volkes vermehren, muss er nach 9 Tagen die Nachschaffungs Zellen brechen und z.B. mit der Büroklammer Methode ein oder zwei Weiselnäpfchen mit entsprechenden Larven zuhängen. Nach vier Wochen erfolgt eine Varroa Behandlung mit Milchsäure, die nachgezogene Königin wird bei erfolgreicher Begattung (ersichtlich an frischer Brut) z.B. mit einem Farbstift markiert und der Ableger nach Hause geholt. Zur weiteren Entwicklung wird regelmäßig eine Mittelwand an das Brutnest gehangen. Bei fehlender Tracht und einem Futtervorrat unter 1-2kg wird flüssig gefüttert. Das geschieht am einfachsten in der Beute z.B. durch eine ab geschnittene Pet Flasche, in die als Schutz gegen Ertrinken einige Korken gegeben werden. So gepflegt wird aus einem bis Ende Mai gebildeten ein Waben Ableger bis zum Winter ein Überwinterungsfähiges Volk.

Eine Brutwabe, die zur Ableger Bildung geeignet ist.

Brutwabe, Mittelwand und Futterwabe in reiner Zarge, mit zwei Pins gegen Verrutschen gesichert.

Ein künstlicher Weiselbecher mit Heißkleber an einer Büroklammer befestigt.

Dr. Pia Aumeier demonstriert das Umlarven.

Bild: Thalmann

So kommt der belarvte Weiselbecher mit Büroklammer auf die Wabe.

 

Kontrolle eines vor 9 Tagen erstellten Ablegers.

Nachgezogene Weiselzelle.

 

Später gebildete Ableger benötigen zum Start zwei oder drei Waben. Ab einer Völkerzahl von 6 Völkern kann zur Völkervermehrung ein Sammelbrutableger erstellt werden: Dann werden die entnommenen Brutwaben in einer Zarge gesammelt, nach 9 Tagen die Nachschaffungszellen entfernt und bis zu dreißig belarvte Weiselnäpfchen gegeben. Spätestens nach 10 Tagen werden die Weiselzellen zusammen mit vier bis sechs Begleitbienen in Schlüpfkäfigen verschult, das verhindert ein Schwärmen oder gegenseitiges Töten der jungen Königinnen. Nach insgesamt 21 Tagen können aus dem Sammelbrutableger bis zu 20 Völkchen mit junger Königin gebildet werden, die in ca. 2 km Entfernung aufgestellt und nach erfolgter Begattung der Königinnen wie oben beschrieben wieder nach Hause und weiter gepflegt werden. Den Ablegern können auch im September die Königinnen entnommen und diese in Wirtschaftsvölker eingeweiselt werden. Zu dieser Zeit ist der Annahme am sichersten. Der Weisellose Ableger wird dann mit einem Weiselrichtigen vereinigt.

Bild: Thalmann

Ein 9 Tage alter Sammelbrutableger. Voll mit jungen, pflegebereiten Bienen.

 

Dank Dr. Aumeiers Methode, interessante Waben im Publikum zur Ansicht zirkulieren zu lassen, hatte jedermann viel Gelegenheit eigene Eindrücke zu sammeln.

 Text: Hubert Reppenhorst